Blog #3

29. November 2025
Buffett ist Lichtjahre entfernt – und ich bin noch nicht mal im selben Sonnensystem

Ich höre gerade Buffetts Shareholder Letters als Hörbuch. Die Witze verstehe ich („Tut mir leid, Junge, mein ganzes Geld steckt in Währungen fest“), vom Rest vielleicht 15 %. Der Rest ist Investor-Porno: geil beim Konsum, aber am Ende liegt das eigene Portfolio flach da und fleht um Viagra.

Ich konnte Berkshire Hathaway nicht mal einen Monat halten. Klar, red ich mir ein, dass selbst Buffett die Aktie gerade nicht attraktiv findet – aber mal ehrlich: Ich wäre nicht mal würdig, mit ihm im selben Raum die Luft zu atmen. Buffett wurde in die Wall Street hineingeboren (Vater war Börsenmakler und Kongressabgeordneter), hatte Benjamin Graham als Mentor und verwaltete später Millionen anderer Leute. Ich? Retail-Clown, der in den letzten Jahren ständig 10-Bagger fand – und sie jedes Mal verkaufte, bevor sie loslegten.

Bei irdischen Summen braucht Compounding Jahrzehnte, nicht Jahre. Wer mit normalem Job spart, hat keine Millionen zum Verwalten – nur die Vision, irgendwann nicht mehr kellnern, schrauben oder Excel-Tabellen ausfüllen zu müssen. Dafür brauchts mehr Risiko als ein 2-%—Bond. Sichere Arbitrage bringt uns nicht raus aus dem Hamsterrad. Wer 10k in drei Jahren verdoppelt, ist immer noch pleite. Selbst verzehnfachen reicht nicht für finanzielle Freiheit.

100k sind heute keine Freiheit mehr – höchstens die Anzahlung fürs Eigenheim, das dich an die Bank kettet. Oder Startkapital für ein ernsthaftes Depot. Selbst damit ist die Buffett-Mentalität illusorisch, wenn du in fünf Jahren von den Erträgen leben willst. Das Depot muss gleichzeitig Entnahmen wegstecken und weiterwachsen. Ein einziger großer Fehler kann alles zerstören – finanziell und mental. Fragile Psyche → noch größere Fehler → Game Over.

Mit kleinem Depot musst du alles oder nichts spielen – und endest meistens mit nichts. Optionen, Leverage, Shitcoins. Geht selten gut. @MartinShkreli sagt’s am besten: „Trade nicht mit kleinem Depot, mach was anderes.“

Mein erstes Depot: von 8k auf 1k runter. Aktien den Rücken gekehrt, Bitcoin entdeckt, 17k rein, aber in Shitcoins verteilt, auf 2022 auf 5k runter, zurück in BTC, im Tal nachgeschossen, 2025 alles zurückgeholt, im August verkauft. Mein zweites Aktiendepot: seit 2021 von 2k auf 40k angewachsen (durch Nachschießen, nicht Talent), im Frühjahr 30k verbrannt, wieder reingeholt, wieder 35k verbrannt – mit K.O.-Zertifikaten. Geld aus BTC in Aktiendepot geschossen. Jetzt versuch ich’s mit Halten statt Daytrading. Mal sehen, wie lange das hält.

Hier nun die Ausnahme: Das EinTrickPony-Depot. 55k Start Sommer 2024 ist um +45 % gewachsen, also knapp 25k, und zahlt mir schon 850 € monatlich aus. Dort bin ich geduldig, vorsichtig – und profitiere von all den Fehlern, die ich privat gemacht habe. Wenn ich privat mies timte → OTP oft perfekt. Noch keine Position länger als zwei Monate gehalten – hat bislang nicht geschadet. Sharpe besser als MSCI. Ich werde besser. Aber bei Geld dauert „besser werden“ Jahre, nicht Wochen. Man kann nicht neu starten und üben. Man kann nur sich selbst kontrollieren – und das ist das Schwerste.

Buffett ist ein Leuchtturm. Inspirierend, aber kopierbar? Nein. Jeder braucht seinen eigenen Stil, der zu Charakter, Risikotoleranz und Lebenssituation passt. Sonst fehlt Conviction oder Verständnis – und man fliegt raus.

Ich habe einen Hauptjob (Handwerk), den ich frei gestalten kann. Das erlaubt mir die perfekte Hybrid-Situation: Handwerk für Cashflow, Kapitalmarkt für Zukunft. Ziel 2026: Depot-Einkünfte > Handwerks-Einkünfte. Mal sehen, wer gewinnt.

Grok hilft mir brutal – mehr als jedes Balance Sheet allein. Aber ein LLM ersetzt nicht den Headstart, den Buffett hatte. Ich kann wenigstens meine eigenen Kinder anhand meiner Fehler früh finanziell bilden – genau wie Howard es bei Warren tat. Und in der Zwischenzeit gilt für mich weiterhin: Get rich or die tryin’.

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